Alkoholverbot um die Stadien: Katar ändert zwei Tage vor WM-Start die Regeln



Alkoholverbot um die Stadien

Katar ändert zwei Tage vor WM-Start die Regeln

Im “Bier-Streit” mit der FIFA schaffen die WM-Organisatoren Fakten: Katar verhängt ein Alkoholverbot auch um die Stadien herum. Dem mächtigen Weltverband bringt das einen Konflikt mit einem Großsponsor.

Das wird der FIFA nicht schmecken: Rund 48 Stunden vor dem Eröffnungsspiel der Fußball-WM haben die Organisatoren den “Bier-Streit” mit der FIFA für sich entschieden. Am heutigen Freitag bestätigte die FIFA, dass das Verbot von alkoholischem Bier rund um alle Stadien durchgesetzt wird. Aus der Königsfamilie des Emirats hatte es nach Berichten der englischen “Times” zuvor die Ansage gegeben, den Bierausschank nicht so öffentlich zu organisieren.

Bislang war vorgesehen, dass Fans während der WM-Partien zwischen dem 20. November und 18. Dezember innerhalb der Stadionbereiche in bestimmten Zonen alkoholhaltiges Bier kaufen dürfen – jedoch nicht direkt in den Arenen sowie nur vor und nach den Spielen. In den Stadien wird alkoholfreies Bier ausgeschenkt.

Alkohol ist in Katar nicht gänzlich verboten, wird aber nur sehr eingeschränkt etwa in Bars oder Restaurants bestimmter Hotels ausgeschenkt. Ausländer, die eine Aufenthaltsgenehmigung haben, können ihn auch in einem Geschäft kaufen, müssen aber älter als 21 Jahre sein und brauchen dafür eine Erlaubnis.

Neues Problem für die FIFA

Rund um den Alkohol-Ausschank bei dem Turnier hatte es schon zuletzt Diskussionen gegeben. Anfang der Woche wurden laut Medienberichten bereits errichtete Verkaufsstände rund um die Stadien wieder abgebaut, um an anderen Stellen wieder aufgebaut zu werden. Die FIFA hatte die Berichte über eine Änderung des Ausschank-Konzeptes zurückgewiesen. Dem neuen Bericht der “Times” zufolge haben sich die Katarer mit ihrer strikten Haltung nun durchgesetzt – dabei heißt es im offiziellen Fanguide der Organisatoren noch, “dass Ticketinhaber mindestens drei Stunden vor den Spielen und eine Stunde danach Zugang zu Budweiser-, Budweiser Zero- und Coca-Cola-Produkten innerhalb des Stadionbereichs haben.”

Für die FIFA wird die kurzfristige Volte der WM-Organisatoren zu einem neuen Problem rund um die höchst umstrittene Weltmeisterschaft: Nicht nur, dass die neue Regelung viele Fans verärgern wird und ein Indiz dafür ist, dass der mächtige Weltverband bei seiner eigenen Premiumveranstaltung nicht mehr die volle Kontrolle über die wichtigen Entscheidungen hat – es wird auch Ärger mit dem InBev-Konzern geben, der viel Geld dafür bezahlt, dass Biere seiner Marke Budweiser bei dem Turnier ausgeschenkt wird. Oder ausgeschenkt werden sollte. Die “Times” berichtet von einem Volumen in Höhe von 75 Millionen Dollar pro vierjährigem WM-Zyklus.

Ringen ums “bestmögliche Kundenerlebnis”

“Wir arbeiten mit der FIFA zusammen, um sicherzustellen, dass die Fans den bestmöglichen Zugang zu unseren Produkten haben”, hatten die Brauerei und Unternehmensgruppe InBev, ein Großsponsor der FIFA, Anfang der Woche mitgeteilt. Sie schenkt die Marke Budweiser aus. Man sei am Samstag informiert worden und arbeite mit der FIFA zusammen, “um die Verkaufsstellen an die gewünschten Orte zu verlegen. Unser Fokus liegt darauf, unter den neuen Bedingungen das bestmögliche Kundenerlebnis zu bieten.”

“Rote Karte statt Regenbogen – Homosexuelle in Katar”

ntv zeigt die aktualisierte 25-minütige Reportage “Rote Karte statt Regenbogen – Homosexuelle in Katar” am 18. November um 19.30 Uhr erstmals in voller Länge. Zeitgleich steht sie auf RTL+ zum Abruf bereit.

Dutzende von roten Bierzelten mit dem Budweiser-Branding waren da an diskretere Orte in den acht Stadien der Weltmeisterschaft zu verlegen, weg von dem Ort, an dem sich die meisten Besucher der Spiele aufhalten würden. Auf die neueste Entwicklung reagierten Brauerei und Konzern derweil noch nicht. Der neueste Plan bedeutet, dass die roten Zelte der Brauerei nun möglicherweise überhaupt nicht mehr in der Nähe der Stadien zu sehen sein werden; ein weißer Ersatz ohne Markenzeichen wird in Betracht gezogen, heißt es in der “Times”. Dort werden Fans dann wohl nur die Möglichkeit haben, alkoholfreies Bier zu kaufen. Laut “New York Times” wird alkoholhaltiges Bier weiterhin in den Luxuslogen für FIFA-Offizielle und andere wohlhabende Gäste erhältlich sein.

Die Weltmeisterschaft in Katar steht seit Jahren in der Kritik, Korruptionsvorwürfe ranken sich um die Vergabe 2010. Doch vor allem die Menschenrechtssituation vor Ort ist Gegenstand der internationalen Kritik. Die FIFA hielt seinem umstrittenen Partner dennoch unverbrüchlich die Treue. Nun hat sie Ärger mit einem Großsponsor. Der dürfte den mächtigen Verband mehr nerven als die anhaltende Kritik von Menschenrechtsorganisationen und Fanvereinigungen.

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